Vom Drecknest zum Villen-Ort: Homburgs Spielbank-Gründer 200 Jahre alt

12.12.2006, Lesen Sie hier den Bericht über «Vom Drecknest zum Villen-Ort: Homburgs Spielbank-Gründer 200 Jahre alt»

Bad Homburg (dpa) Mit «Champagnerluft und Tradition» wirbt die Kurstadt Bad Homburg. Doch als die Zwillinge François und Louis Blanc Mitte des 19. Jahrhunderts den Taunusort besuchen, fällt ihr Urteil vernichtend aus: «Ein kleines Drecknest» sei die Residenzstadt der Landgrafen von Hessen-Homburg. Dennoch wittern die beiden das große Geld, schließlich liegt die Stadt malerisch am Rand großer Wälder und verfügt über Heilquellen. Die Vision der beiden Franzosen: Die Gründung einer Spielbank. Der latent klamme Landgraf ist schnell überzeugt und so rollt am 23. Mai 1841 in Homburg zum ersten Mal die Roulettekugel. Bis heute spült das Casino jährlich gut neun Millionen Euro in die Kassen der Stadt. An diesem Dienstag (12. Dezember) jährt sich der Geburtstag der Spielbankgründer, der Brüder Blanc, zum 200. Mal.

«Vor allem François Blanc war ein genialer Marketingfachmann», sagt Frank Heiden von der Spielbank Bad Homburg. Heiden ist überzeugt: «Ohne die Blancs wäre Bad Homburg möglicherweise eine kleine, ärmliche Gemeinde geblieben.» Die 1806 in Südfrankreich geborenen Zwillinge richteten nämlich nicht nur eine Spielbank ein - sie sorgten auch dafür, dass zahlkräftiges Publikum den Weg in den Taunus fand. Villen und Hotels wurden auf ihr Betreiben gebaut, die Stadt bekam ein Gaswerk zur Beleuchtung der Straßen geschenkt und es wurde eine Pferdekutschenverbindung ins etwa 20 Kilometer entfernte Frankfurt eingerichtet. Treibende Kraft dabei war François Blanc, denn sein Bruder Louis war krank und starb bereits 1850. «François Blanc hat die Infrastruktur und die Voraussetzung für Bad Homburg als Kur- und Erholungsort geschaffen», bilanziert Heiden.

Auch die Stadt, die seit 1912 den Titel «Bad» führen darf, weiß um die Bedeutung des Glücksspiels. «Das Casino ist ein Freizeitangebot, dass damals wie heute Gäste in die Stadt lockt», sagt der Sprecher der 52 000-Einwohner-Kommune, Andreas Möring. Gut 300 000 Spieler zählte das Casino in diesem Jahr, der Bruttospielgewinn stieg binnen Jahresfrist von knapp 34 Millionen auf etwa 39 Millionen Euro. Das meiste davon führen die Betreiber an den Bund, das Land Hessen und die Stadt Bad Homburg ab.

Selbst der Schriftsteller Fjodor Dostojewski (1821-1881) erlag dem Reiz des Glücksspiels - mutmaßlich auch im damaligen Homburg. Im Jahr 1865 soll der Russe sein gesamtes Vermögen verspielt haben, kurz darauf schrieb er den autobiografisch gefärbten Roman «Der Spieler». Zwar streiten die Gelehrten, ob das darin erwähnte «Roulettenburg» Wiesbaden oder das damalige Homburg meint. Doch die Taunusstadt verweist auf Belege für mindestens drei Aufenthalte Dostojewskis im damaligen Homburg: «Tatsache ist: Dostojewski hat Spuren in Bad Homburg hinterlassen, und unsere Stadt hat Eingang in das Werk des Dichters gefunden», sagt Oberbürgermeisterin Ursula Jungherr (CDU).

Auch in anderem Zusammenhang hat die Bad Homburger Spielbank Geschichte geschrieben: Stolz nennt sie sich «Mutter von Monte Carlo», weil François Blanc in den 1860er Jahren auch das Casino im Fürstentum Monaco zum Erfolg führte. Als der Franzose am 27. Juli 1877 im Alter von 70 Jahren stirbt, hinterlässt er seiner Familie ein Millionenvermögen sowie etliche Grundstücke und Häuser.

http://www.casino-bad-homburg.de

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