Jetzt ermittelt die Spielbanken-Kommission

13.03.2007, Lesen Sie hier den Bericht über «Jetzt ermittelt die Spielbanken-Kommission»

LUGANO – Prominente Tessiner Casino-Verwaltungsräte tauchen in Hunderten Briefkastenfirmen in Panama auf – ein Fall für Bern. Die Spielbanken-Kommission ESBK ermittelt. Möglich sind bis zu 500´000 Franken Busse.

Das Sekretariat der ESBK untersucht unter anderem die Panama-Connections von Luganos Stapi Giorgio Giudici und seinem Vize Erasmo Pelli. Dessen Namen findet man gleich in 150 Panama-Firmen.

ESBK-Direktor Jean-Marie Jordan: «Falls Hinweise auf aussergewöhnliche Verdachtsmomente vorliegen, würde das intern überprüft und vom Casino eine entsprechende Dokumentation verlangt.» Er betont: «Casino-Verwaltungsräte müssen ihre Mandate angeben. Wenn sie das wissentlich nicht getan hätten, könnte das Konsequenzen nach sich ziehen.»

Möglich sind theoretisch Bussen bis zu 500´000 Franken.

Als Verwaltungsräte des Casinos Lugano hätten Giudici wie Pelli – er ist sogar Verwaltungsratspräsident – ihre Panama-Connection bei der ESBK deklarieren müssen. Doch Stapi Guidici gibt an, er habe von diesen Mandaten gar nichts gewusst. Und Pelli will gemeint haben, die Firmen seien gelöscht.

Arbeit gibts für die ESBK auch im eigenen Haus. ESBK-Präsident Benno Schneider sitzt nämlich selber in einer Panama-Firma.

Noch pikanter: ESBK-Mitglied und Steuerexpertin Sarah Protti Salmina aus Lugano hat sogar in rund 80 Panama-Firmen Einsitz. Jeweils als Vizepräsidentin, zusammen mit zwei Anwälten aus Lugano.

Hat Protti ihre Mandate angegeben? «Nein. Ich wurde gar nicht gefragt.»

Tatsächlich. ESBK-Mitglieder müssen solche Mandate nicht offenlegen. Sogar Protti findet das falsch: «Für uns sollten die gleichen Regeln gelten wie für die, die wir kontrollieren.»

Protti meint jedoch, dass ihre Mandate mit der ESBK-Mitgliedschaft vereinbar seien: «Diese Panama-Firmen haben keine Verbindungen zu Spielcasinos.» Zudem werde die Herkunft der Gelder gemäss Geldwäschereigesetz kontrolliert und bei Strafverfahren werde «alles offengelegt».

VON BEAT KRAUSHAAR UND HENRY HABEGGER Quelle: blick.ch

------Weiterer Bericht zu diesem Thema

Tessiner Politstars - Panama-Firmen – wir wissen von nichts!

LUGANO – Sie gehören zur Polit-Prominenz des Tessins. Sie kontrollieren Städte und Spielcasinos. Und sie tauchen in Hunderten von Briefkasten-Firmen in Panama auf. Jetzt spielen sie die Mandate in der Steueroase herunter.

Der Artikel im gestrigen SonntagsBlick sorgt für Furore im Tessin. Recherchen im Handelsregister des Offshore-Paradieses Panama brachten Hunderte von (heute teilweise gelöschten) Briefkasten-Firmen ans Licht, in denen Schweizer Persönlichkeiten vorwiegend aus dem Tessin sitzen: als Verwaltungsräte und Direktoren. Die Liste reicht von Financier Tito Tettamanti über Lugano-Stapi Giorgio Giudici bis hin zu FPD- Regierungsrätin Marina Masoni. Sie sass bis 1995 in einer Panama-Firma, dann wurde sie von ihrer Schwester Giovanna Masoni abgelöst.

Steueroase Panama. Das wirft Fragen auf. An die Adresse von Masoni. «Es war ein berufliches Mandat. Mit der Familie hat das nichts zu tun», lässt Marina Masoni ausrichten.

Oder an die Adresse von Giorgio Giudici, der in fünf Firmen auftaucht. Seine verblüffende Antwort: «Ich bin völlig überrascht, davon wusste ich nichts.» Nie habe er bis jetzt von diesen Firmen gehört. «Mein Name wurde ohne mein Wissen verwendet», behauptet Giudici. Also ein Betrug? Jetzt überlegt er sich eine Klage. Und: «Ich werde verlangen, dass mein Name gestrichen wird.»

Giudici weiss: Weil er auch im Verwaltungsrat des Spielcasinos von Lugano sitzt, besteht erhöhter Erklärungsbedarf. Gemäss Gesetz muss er alle Mandate deklarieren. Auch die im Ausland.

Damit nicht genug: Sein Vize-Bürgermeister, Casino-Präsident Erasmo Pelli (FDP), taucht gar in 150 Panama-Firmen auf. Viele davon sind noch aktiv. BLICK-Recherchen zeigen, dass gut 140 dieser Firmen von einer Bank gegründet wurden, wo auch Pelli aktiv war. «Ich habe damals meinen Namen zur Verfügung gestellt. Ich war aber nie operativ tätig, das waren nicht meine Klienten», behauptet Pelli. Und: «Vor 7 bis 8 Jahren erhielt ich mündlich die Auskunft, die Firmen seien gelöscht. Und ich habe auch nie mehr Geld erhalten.» Pelli ist aber auch in vier anderen Panama-Firmen drin. Von dreien habe er noch nie gehört, sagt er. Die vierte gehört zum Autohersteller Fiat, für den Pelli in Lugano tätig war. «Ich dachte, diese Firma sei nicht mehr aktiv.»

Mysteriöse Sache. Die Spielbanken-Kommission wird jetzt kritische Fragen stellen. «Ich muss jetzt selbst abklären, was genau passiert ist», sagt Pelli.

Die Spielbanken-Kommission. Deren Präsident Benno Schneider (CVP), Anwalt in St. Gallen, sagt zu Giudici und Pelli vom Casino Lugano: «Sie wurden durchleuchtet und es gab nichts zu beanstanden.» Pikant: Schneider selbst taucht in einer Panama-Firma auf. Mit einem St. Galler Bauunternehmer. Schneider: «Mein Panama-Mandat ist moralisch einwandfrei. Ich habe es nicht angegeben und werde das auch nicht tun.» Denn: «Der Bundesrat kennt mich seit Jahren und weiss, das ich ein ehrenwerter Mann bin.»

Fulvio Pelli, Präsident der FDP Schweiz, reagiert äusserlich gelassen auf die mysteriösen Panama-Mandate der prominenten Politiker: «Der Tessin ist ein Finanzplatz, und solche Instrumente gehören zu Finanzplätzen.» Allerdings: «Für Politiker ist es unklug, in der Art von Firmen zu sein. Denn in der Politik braucht es eine gewisse Transparenz.»

VON HENRY HABEGGER UND BEAT KRAUSHAAR Quelle: blick.ch

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