Tipp-Gelder veruntreut, Haftstrafen für Lotto-Betrug

16.03.2007, Lesen Sie hier den Bericht über «Tipp-Gelder veruntreut, Haftstrafen für Lotto-Betrug»

Frankfurt - In dem Mammut-Prozess um ein betrügerisches Lotto-Unternehmen mit ehemaligem Sitz in Heusenstamm hat das Frankfurter Landgericht gestern zwei der ursprünglich sechs Angeklagten zu Haftstrafen verurteilt. Ein 44 Jahre alter Kaufmann wurde wegen Beihilfe zum Betrug und Steuerhinterziehung zu dreieinhalb, eine 34-jährige Frau wegen Beihilfe zu Betrug zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die 72-jährige Mutter des Kaufmanns wurde wegen leichtfertiger Geldwäsche verwarnt.

Den drei Angeklagten war vorgeworfen worden, in einem Unternehmensgeflecht mitgewirkt zu haben, das ein mitangeklagter Österreicher von 2000 an in Heusenstamm aufgebaut hat. Per Internet- und Call-Center-Werbung wurden gut 5000 Kunden geködert, denen man System- Lotto-Tippgemeinschaften vorgaukelte. In Wahrheit wurde aber nur ein kleiner Teil der Einsätze in Höhe von 13,9 Millionen Euro zum Spielen verwandt. Der mit Abstand größte Teil wanderte in die Taschen des Österreichers - das Gericht schätzt die Summe auf 8,6 Millionen Euro, mit denen der Österreicher seiner chronisch klammen Firma allerdings nicht selten aushelfen musste.

Gewinne, die das Unternehmen mit den ohnehin geringen Einsätzen machte, wurden oft gar nicht oder mit großer Verspätung ausgezahlt. Die einzige Chance, überhaupt an einen Gewinn zu kommen, war, sich persönlich bei dem Unternehmen zu beschweren. Fünf oder gar sechs Richtige konnte das Unternehmen während seiner Existenz nicht einmal verbuchen.

Das Verfahren gegen den Österreicher und einen weiteren Angeklagten wurde abgetrennt und wird fortgesetzt - beide sind, im Gegensatz zu den Verurteilten, nicht geständig. Das Verfahren gegen den sechsten Angeklagten war zuvor gegen eine Auflage von 6000 Euro eingestellt worden.

Bislang hat der Prozess mehr als 30 Verhandlungstage gedauert. Allein für die Verlesung der Anklageschrift waren zwei Tage nötig. skb

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