Gesichter lesen und richtige Taktik

04.01.2008, Lesen Sie hier den Bericht über «Gesichter lesen und richtige Taktik».

Von unserem Mitarbeiter Matthias Staber Entscheidet beim "Texas Hold'em" Glück oder die Strategie über den Sieg? Fest steht: Die Pokervariante hat Deutschland im Sturm erobert. Seit einem halben Jahr organisieren Simon Heimbold und Marcus Ulmer mit ihrer Firma Pokercrash Turniere in Böblingen und Sindelfingen.

Antun ist begeistert von "Texas Hold'em": "Es ist ein Spiel, bei dem man Gesichter lesen muss und nur mit der richtigen Taktik gewinnen kann", sagt der Wirt der Stadiongaststätte am Sindelfinger Floschenstadion. Jeden zweiten Freitag im Monat können Pokerfreunde bei Antun ihrer Leidenschaft frönen: Ab 17 Uhr geht es dann in seiner Gaststätte um den "Stadion Cup".

Organisiert wird der Cup von der Böblinger Firma Pokercrash, die seit einem halben Jahr Pokerturniere im Kreis ausrichtet. Hinter der Firma stecken Simon Heimbold und Marcus Ulmer, die selbst begeistert "Texas Hold'em" spielen. "Davon leben kann man augenblicklich nicht", sagt Ulmer: "Es ist ein Nebenberuf."

Ob Heimbold und Ulmer legal vom Veranstalten von Pokerturnieren überhaupt leben dürften, ist fraglich: Poker zählt in Deutschland auch in seiner taktischen Variante "Texas Hold'em" als Glücksspiel, das damit unter das staatliche Glücksspielmonopol fällt. Was das konkret für die Turniere heißt, die momentan in Deutschlands Kneipen aus dem Boden gestampft werden: Darüber streiten sich Experten und Pokerfans gleichermaßen.

Pokerfans und Experten uneins

"Man darf Turniere veranstalten, wenn das Startgeld maximal 15 Euro beträgt, und wenn es ausschließlich Sachpreise zu gewinnen gibt", sagt Simon Heimbold. Verboten sei das "Rebuy": Dies ist der Poker-Fachbegriff für das nochmalige Einkaufen eines ausgeschiedenen Teilnehmers an einen Tisch. Verboten seien außerdem "Cash Games": Dies sind Pokerspiele, bei denen die Chips am Tisch einem realen Geldbetrag entsprechen, den Verlierer zu begleichen haben.

"Das alles ist allerdings sehr schwammig", so Heimbold, der 2008 einige Schwierigkeiten auf sich zukommen sieht: Polizei und Ordnungsamt seien angespitzt auf das Thema, weil es in der Branche viele schwarze Schafe gebe. Noch ein weiterer Umstand könnte 2008 zum schwarzen Jahr für Pokerfreunde machen: Ab Januar tritt der neue "Staatsvertrag zum Glücksspielwesen in Deutschland" in Kraft, der die ohnehin restriktive Rechtslage weiter verschärft. Hilfe könnte allerdings von der Europäischen Union (EU) kommen: Dass der neue Staatsvertrag gegen EU-Richtlinien verstößt, glaubt zum Beispiel EU- Binnenmarktkommissar Charly McCreevy, der überlegt, Klage einzureichen.

Rechtliche Grauzone Dass sich Pokerturniere in einer rechtlichen Grauzone bewegen, weiß Antun aus eigener Erfahrung: Pokercrash ist bereits der zweite Veranstalter, mit dem Antun zusammenarbeitet. Der erste Veranstalter hatte Probleme mit der Justiz bekommen.

Die Seite www.pokercrash.de informiert im Internet über die Turniere, die Marcus Ulmer und Simon Heimbold in Gaststätten in Böblingen und Sindelfingen anbieten.

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