Interview mit Thomas Buzzer Bihl

13.02.2008, Lesen Sie hier den Bericht über «Interview mit Thomas Buzzer Bihl».

Der Bracelet-Gewinner spricht über seinen Erfolg

von ralph pokermania.de Thomas Bihl hat 2007 eine Serie von Turnieren gespielt und zählt seit der WSOP in London zu den Bracelet-Gewinnern. In unserem Gespräch berichtet Buzzer von seinem Profileben und seinen Plänen.

Nach unserem letzten Interview 2007 stand erst mal die WSOP an. Was man so in deinem Blog lesen konnte, da hat richtig Frust geherrscht. Ja, da hat Frust vorgeherrscht im Sommer 2007. Es war wirklich mühsam. Ich habe, meiner Meinung nach, gutes Poker gespielt und bin nicht belohnt worden. Bin immer wieder tief in die Tage rein gegangen, sprich von Mittags bis nach Mitternacht, dann ausgebubbled. Oder ich habe sogar den zweiten Tag erreicht und dann doch kein Preisgeld bekommen. Und dann hat sich auf jeden Fall Frust aufgestaut.

Wie motiviert man sich dann von Turnier zu Turnier, wenn man immer wieder einen "Bad Beat" kassiert? Ja, das ist ein guter Punkt. Ich habe vielleicht zu viele Turniere gespielt und hätte mir mal drei Tage Pause gönnen sollen. Das war vielleicht ein kleiner Fehler. Aber wenn ich am Tisch saß war ich wieder motiviert und habe mir gesagt: "Dein Tag wird kommen. Eines Tages werde ich belohn werden müssen. Das kann gar nicht anders sein."

Das Highrollerleben in Las Vegas hast du so gar nicht genießen können? Man kennt ja viele Spieler - gerade von den deutschen Spielern waren ja viele da - und geht auch abends mal weg. Aber nicht bis 6 Uhr früh. Ich habe mich schon wirklich auf die Turniere konzentriert und bin eher mal ins Steakhaus oder ins Kino gegangen.

Bei deinen jungen Kollegen aus Deutschland hatte man ja eher den Eindruck, dass das Partyleben Vorrang hatte und ab und zu mal ein Turnier gespielt wurde. Das stimmt. Viele spielen halt auch super aggressiv und wenn das Turnier mittags losgeht, dann haben sie gleich einen Riesenstack oder liegen um 3 Uhr am Pool. Ich spiele halt eher konservativer und baue mir langsam einen Stack auf. Wenn man dann aber nicht ins Preisgeld kommt, dann ist es halt dasselbe, ob man jetzt zehn Stunden oder nur drei Stunden gespielt hat.

Und dann war der Las Vegas Trip beendet - erfolglos. Was hat dann bei der WSOP Europe den Unterschied ausgemacht? Zunächst bin ich aus Vegas zurückgekommen und habe mir vorgenommen die Live-Turniere etwas zurück zu schrauben. Weil ich nicht wusste woran es gelegen hat, dass mir den große Wurf nicht geglückt ist. Die Suche nach dem Grund war mir schon fast egal. Ich wollte mich wieder mehr auf das Online-Spielen konzentrieren und habe auch die EPT Barcelona ausgelassen. Ein Turnier, das ich die drei Jahre zuvor immer gespielt hatte. Nach dieser Pause war ich für die WSOP Europe in London wieder motiviert. An meinem Spiel habe ich aber nichts geändert. Diesmal hat einfach alles zusammen gepasst. Und es kamen im richtigen Moment die richtigen Karten. Die Struktur war sehr gut. Sehr langsam, was meinem konservativen Spiel sehr entgegen kommt. Und so konnte ich mich durch das hochkarätige Feld durchkämpfen.

Und dann war es da, das Bracelet! Was war das für ein Gefühl Braceletgewinner zu sein? Es war ein unglaubliches Gefühl, aber vorgeherrscht hat einfach nur die Erleichterung. Man hat da Jahre lang drum gekämpft und immer wieder einen Dämpfer bekommen. Man hat lange Durststrecken zu überwinden und dann war eben der große Tag da. Da ist es mir wirklich wie ein Stein vom Herzen gefallen und die Freude war riesengroß. Und danach noch die European Championships of Pot Limit Stud zu gewinnen, zeigt wirklich die Varianz. Vorher über Monate relativ erfolglos und dann zwei große Titel in einer Woche. Dann läuft es einfach.

Der Lauf hält ja auch an. Das Buch "Die Pokermatrix" ist erschienen, dein Blog "Overcards" entwickelt sich rasend und dann kam noch der Vertrag mit Full Tilt. Besser kann es doch nicht laufen. Mit dem was sich abseits des Pokertisches abspielt bin ich sehr zufrieden. "Die Pokermatrix" verkauft sich sehr gut. Auf Overcards haben wir sehr viele Leser und mit Full Tilt bin ich sehr glücklich.

Was das Buch angeht. Hast du da Blut geleckt und vielleicht mal vor etwas Ausführlicheres zu schreiben? Eher nicht. Das war eine tolle Erfahrung an so einem Buch mit zuarbeiten. Aber es war auch unheimlich viel Arbeit. Ich habe mir schon gedacht, dass es viel Arbeit ist, aber es war dann noch mal mehr. Das Bloggen braucht Zeit, man hat PR-Termine. Einerseits genieße ich die Abwechslung. Andererseits will ich mich nicht verzetteln.

Overcard entwickelt sich ja auch erstaunlich. Neben dir bloggen Tony G., Patrick Antonius, Andreas Krause, Niki Jedlicka. Außerdem behandelt ihr Sportsbetting. Wohin geht die Reise? Der Entscheidenden Schritt bei Overcards war Tony G. mit rein zu nehmen, der zum einen Finanziell dazu beiträgt und zum anderen auch viele Kontakte, zum Beispiel Niki Jedlicka, mitgebracht hat. Tony ist halt ein echter Macher, wie ich. So hat Overcards ein super Team, das dem Leser einiges bieten kann. Ganz konkrete Pläne für die Zukunft kann ich noch nicht verraten, aber es wird sich noch einiges tun.

Dein neuer Sponsorvertrag mit Full Tilt bietet dir einen völlig neuen Background. Was gefällt dir am Besten? Ich bin zu Full Tilt gegangen, weil das die professionellste Firma ist. Das kann man hier auf der Pokermesse sehen und auch letztes Jahr bei der Full Tilt - Tour durch Deutschland. Außerdem mag ich das Image und die sehr gut spielbare Software.

Und welche Turniere wirst du jetzt in Angriff nehmen? Ich war jetzt in Australien und als nächstes kommt die EPT in Dortmund. Aber ansonsten möchte ich mich durch das Bracelet nicht unter Druck setzen lassen und zu viele Turniere spielen. Live-Turniere finde ich auch unheimlich kräfteraubend. Zuhause kann ich ganz entspannt acht Tische gleichzeitig spielen, was nicht annähernd so anstrengend ist wie Live-Poker. Die großen Turniere werde ich weiter spielen. Sonst konzentriere ich mich aber wieder auf Online-Poker.

Was hast du dir für die WSOP vorgenommen? Ich werde wieder Vor-Ort sein, aber eher die Spezialdisziplinen spielen. Ich habe drei Siege in großen Live-Events geschafft - einmal HORSE, dann Stud und Pot Limit Omaha. Obwohl ich in diesen Disziplinen seltener an den Start gegangen bin als bei No Limit Holdem Turnieren. Ich denke, da steckt System hinter. Also werde ich im Sommer eher HORSE und Stud spielen. Da sind die Felder auch überschaubarer als bei den Holdem- Turnieren mit 3000 Spielern.

Dann wirst du den zuvor angesprochenen Fehler zu viele Turniere zu spielen nicht wiederholen. Genau, eher ein paar Turniere weniger und eher meine Spezialdisziplinen.

Dann wünschen wir dir viel Erfolg und vielen Dank für dieses Interview. Vielen Dank auch. Quelle: pokermania.de

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