Vom Indianer-Reservat ins Casino St. Gallen

05.05.2008, Lesen Sie hier den Bericht über «Vom Indianer-Reservat ins Casino St. Gallen».

Massimo Schawalder ist kaum abgesessen, als die Haustechnik den Totalabsturz des Kamera- Überwachungssystems meldet. Ob die schlechte Kunde den St. Galler Casino-Direktor nervös macht, ist ihm nicht anzumerken. «Am Mittag muss es wieder laufen. Sonst können wir nicht aufmachen», stellt er lakonisch fest. Für einen Betrieb, der 365 Tage im Jahr offen haben will, wäre das ein unangenehmer Entscheid. Doch Sicherheit geht vor.

Seit viereinhalb Jahren rollt im Casino an der Langgasse die Kugel. Schawalder ist bereits der vierte Direktor. Über seine Vorgänger und ihr Scheitern mag der gross gewachsene Rheintaler mit der grauen Stoppelfrisur und dem wachen Blick nicht reden. Ein paar Stichworte zum Anforderungsprofil für einen Casino-Chef müssen genügen: «Berührungsängste gegenüber Menschen und Problemen sind verboten. Ein dickes Fell ist von Vorteil, weil unser Angebot ja nicht unumstritten ist. Und ein Rucksack mit Lebenserfahrung drin schadet auch nicht – Casino-Direktor sein ist keine geradlinige Manageraufgabe.»

Intermezzo im Reservat Geradlinig ist auch Schawalders Laufbahn nicht zu nennen. Das beginnt schon bei seinem Vornamen. Der Grossvater heisst Max, der Vater heisst Max und der Sohn heisst Max. Der Mutter sind das zu viele Mäxe auf einmal. Darum wird der Bub Massimo gerufen – damit sofort klar ist, wen sie meint, wenn es im «Blauen Haus» in Widnau etwas zu erledigen gibt.

Dem Kollegi mit Lateinmatura in Appenzell folgt der Ausbruch aus der Ostschweiz – und in England die Einsicht, dass Vaters Lehrerberuf für den Sohn nicht der richtige ist. Darum Abbruch des Studiums, statt Deutsch und Englisch eine Grundausbildung als Tontechniker. Als Ende der 80er- Jahre in der Schweiz die Diskussion um das Verbot von Geldspielautomaten die Gemüter bewegt, streckt Tivolino als Muttergesellschaft von Swiss Casinos ihre Fühler in die USA aus. Schawalder zügelt als Leiter Kommunikation für Tivolino nach Denver. Als er weiss, wie Casino-Eröffnungen funktionieren, bietet ein Indianerstamm in Oklahoma ihm die Geschäftsführung seiner «tribal enterprises» an. Eine Bingo-Halle gehört dazu, eine Tankstelle, Zigarettenläden und eine Galerie für indianische Kunst. Ein Jahr nur hält es Schawalder als «Indianerhäuptling» aus. «Dort bin ich gescheitert», stellt er trocken fest. «Weil ich mit der Denkweise und dem Wertesystem der Indianer nicht zurechtkam.»

«Die Branche fasziniert» Nach temporärer Rückkehr in die Schweiz geht es erneut in die Staaten, diesmal als Leiter Kommunikation der Uhrenmarke Rado. Seinen breiten Widnauer Dialekt nimmt Schawalder mit. Aber nicht das Heimweh, sondern die Ausbildung der Tochter führt die Familie schliesslich doch dauerhaft zurück in die Schweiz.

So tief wie das Amerika- steckt in Schawalder auch das Casino-Virus. Seit Dezember 2006 lenkt er aus dem Hintergrund die Geschicke des Casinos St. Gallen. Meist in Hochdeutsch und Englisch, denn seine 120 Angestellten sind mehrheitlich Ausländer. Zusammen mit ihnen hat Massimo Schawalder vergangenes Jahr den grössten Umsatzsprung aller Swiss Casinos hingelegt. «Ich nehme die Leute ernst, bringe ihnen Wertschätzung entgegen und investiere viel in die Ausbildung», nennt er Gründe für den Erfolg. Mitarbeiter fänden sich leicht, «die Branche fasziniert junge Leute». Sie zu halten, sei schwieriger. «Viele tun sich schwer mit der Nachtarbeit.»

Inzwischen funktioniert die Kameraüberwachung wieder. Bald ist Zeit für Schawalders ersten Betriebsrundgang. Läuft alles problemlos, reicht es am Abend vielleicht für einen amerikanischen Krimi oder das Kino. «Nicht synchronisierte Filme müssen es sein.» Diese vermisst er in der Ostschweiz. Und noch etwas: «Die Offenheit der Jungen für Neues. Die Bereitschaft, zu wechseln.» Für sich selber kann er diese Bereitschaft exakt belegen: «Ich hatte bis jetzt 24 Adressen.» Bis er sich zu einem Besuch im Kollegi Appenzell durchringen konnte, dauerte es allerdings 20 Jahre. «Ich habe mich dort nie aufgenommen gefühlt.» Silvan Lüchinger

Über Swiss Casinos St.Gallen:

Swiss Casinos St. Gallen ist seit 29. November 2003 offen.

Angebot

Swiss Casinos St. Gallen bietet im Tischspielbereich den Gästen an 13 Tischen folgende Spiele an: «American Roulette», «Black Jack» und «Texas Hold'em Poker». Darüber hinaus sorgen 177 Glücksspielautomaten für spannende Unterhaltung. Ebenso sorgt die Multiroulette-Anlage für prickelnde Augenblicke.

Eine ungezwungene, sehr persönliche Gästebetreuung wird im Swiss Casinos St. Gallen gross geschrieben. Wer beispielsweise die Spielregeln nicht kennt, dem helfen die topausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne weiter.

Das Radisson Blu im selben Gebäude bietet als Business- und Konferenz- Hotel 123 Zimmer mit insgesamt 246 Betten und Konferenzräumen für jeden Bedarf. Das Restaurant Olivé sorgt für kulinarische Hochgenüsse.

Ab 18 Jahren, mit einem amtlichen Ausweis und gepflegter Kleidung steht dem Glück nichts im Wege.

Der Eintritt ist kostenlos.

Anfahrt

In hauseigenen Parkhaus und in unmittelbarer Nähe zum Casino stehen gebührenpflichtige Parkplätze zur Verfügung.

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