Pokerturniere müssen zurück ins Hinterzimmer

26.05.2008, Lesen Sie hier den Bericht über «Pokerturniere müssen zurück ins Hinterzimmer».

Stuttgart/Karlsruhe (dpa) Baden-Württemberg will Pokerturniere mit Geldeinsatz in Gaststätten und Spielhallen bald verbieten. In wenigen Wochen soll das Veranstalten von Pokerspielen verstärkt als Straftatbestand verfolgt werden. Dies gilt dann sowohl für Veranstalter als auch für Spieler. "Pokern ist ein Glücksspiel und es boomt. Wir müssen vor allem die Jugendlichen schützen, die sich verstärkt davon angezogen fühlen", erklärte ein Sprecher des Regierungspräsidiums Karlsruhe, das für Glücksspiel zuständig ist. Ein entsprechender Erlass des Innenministeriums soll in wenigen Wochen geändert werden.

Wie der Behördensprecher weiter mitteilte, will man mit dem Verbot den zunehmenden Pokerveranstaltungen in Baden-Württemberg Paroli bieten. Es müsse sichergestellt werden, dass vor allem Minderjährige nicht über das Pokerspiel in die Spielsucht abgleiten. Auch andere Bundesländer prüfen, diesem Vorgehen zu folgen. In Sachsen gilt ein Verbot bereits seit Februar, in Rheinland-Pfalz seit kurzem. Mit dem Verbot setzt das Land den zum 1. Januar 2008 in Kraft getretenen Glücksspielstaatsvertrag über die dort geregelten Lotterien und Sportwetten hinaus auch beim Pokerspiel noch strenger um.

Ein bislang geltender Erlass stufte Poker-Veranstaltungen erst ab einer Teilnahmegebühr von 15 Euro als illegal ein. "Was darunter war, sind die nicht nachzuweisenden Kosten der Veranstalter." Im neuen Erlass soll die Grenze dann bei null Euro liegen. Dies bedeutet, dass Pokerturniere gegen Entgelt "grundsätzlich untersagt" seien. "Wir werden die Ortspolizeibehörden beauftragen, diese Veranstaltungen verstärkt zu überwachen." Denn manche Veranstalter würden das Entgelt häufig tarnen als "Teilnehmergebühr, Startgeld, Unkostenbeitrag oder Gutscheingebühr. In Zukunft werden wir das nicht mehr dulden."

Eine Ausnahme be-stehe nur für den konzessionierten Bereich von Spielbanken. Auch dieser unterliege jedoch den "engen Kontrollen" der Behörden mit Blick auf Minderjährigenschutz und Suchtprävention.

Bei den Polizeigewerkschaften ist man skeptisch, was die Kontrollen des Verbots anbelangt. Mit dem seit längerem beschlossenen Stellenabbau sei es kaum möglich, diese mit der nötigen Intensität zu leisten, sagte Manfred Klumpp, der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter.

Poker

Pokern ist bei Jugendlichen zunehmend beliebt. Gespielt wird um mehr oder minder hohe Einsätze, die in den "Pot" wandern. Poker hat schon Existenzen ruiniert. In jüngster Zeit werden immer öfter Pokerturniere im Fernsehen übertragen - dadurch wird die Bekanntheit und Akzeptanz in der Bevölkerung erhöht.

Bei dem Spiel kommt es vor allem darauf an, den Gegner so weit wie irgend möglich im Unklaren über die Güte des eigenen Blattes zu lassen. Hilfreich sind dafür neben einer günstigen Kartenverteilung möglichst ausgeprägte Fähigkeiten zum Bluffen und zum Aufsetzen eines Pokerface, also einer undurchsichtigen Miene.

Nach Informationen des Regierungspräsidiums gab es allein in diesem Jahr bis zu 40 Pokerveranstaltungen in Baden-Württemberg, wie sie zukünftig nicht mehr möglich sein werden. (dpa)

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