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So lief das falsche Spiel in Hittfeld





04.08.2004, Lesen Sie hier den Bericht über «So lief das falsche Spiel in Hittfeld».


Abgezockt: Der Betriebsratsvorsitzende der Spielbank schildert in der Harburger Rundschau die bösen Tricks.

Von Rachel Wahba Hittfeld - Nur noch wenige Tage sind es bis zur Schließung des Tischspiels in der Hittfelder Spielbank. Ab September wird es dort nur noch Glücksspiel-Automaten geben. Die Croupiers fühlen sich verkauft und verraten, ihnen wurden bereits die Kündigungen zugeschickt. Betriebsratsvorsitzender Gerhard Scheureck (52) hat derzeit alle Hände voll zu tun, die Kollegen, denen bereits gekündigt wurde, Mut zuzusprechen. Scheureck: "Junge Kollegen haben gerade Familien gegründet, ein Haus gebaut. Denen muss ich jetzt erklären, dass sie in die Arbeitslosigkeit und damit in die Armut entlassen werden."

Wie berichtet, sehen sich Scheureck und seine Kollegen als die Bauernopfer in einem großen Betrugsskandal. "Man schließt jetzt Hittfeld, um Gras über die Betrügereien wachsen zu lassen, nicht weil das Tischspiel in Hittfeld ein zu großes Verlustgeschäft ist." In den Jahren 1993 bis 2000 wurde in der Hittfelder Spielbank in großem Stil betrogen. Das Land Niedersachsen, das über die Spielbankenabgabe an den Gewinnen jeder seiner Spielbanken beteiligt ist, wurde um zweistellige Millionenbeträge betrogen.

Die Varianten der Betrügereien waren vielfältig in der Hittfelder Spielbank. Lediglich die Konstellation der Mannschaft, die betrügen wollte, musste zusammenpassen. Scheureck: "Über Jahre hinweg hat damals der stellvertretende Technische Leiter die Dienstpläne so gemacht, dass es eben passte. Ich als Betriebsrat musste jeden Dienstplan abzeichnen. Ich hatte darauf zu achten, dass keine Mannschaft unterbesetzt war. Als ich merkte, dass etwas mit den Dienstplänen nicht stimmte, monierte ich das, lief aber gegen verschlossene Türen."

Üblicherweise werden in einer Spielbank spätestens nach sechs Wochen alle Mannschaften völlig neu zusammengewürfelt, damit die Mitarbeiter nicht zu engen Kontakt haben, um gemeinsame Sache machen zu können. Scheureck: "In Hittfeld blieben die Mannschaften teilweise über mehrere Monate zusammen."

An jedem Tisch gibt es einen Tischchef beziehungsweise seinen Souschef, der ihn vertritt. Beim französischen Roulett sitzt am Tisch zusätzlich drei Croupiers, beim amerikanischen Roulett gehört neben dem Tischchef nur noch ein Croupier am Tisch. Am Black-Jack-Tisch sitzt eine Aufsicht und der "Dealer". Er mischt und verteilt die Karten beim Black-Jack. Im Saal selbst sind zusätzlich ein Finanzaufsichtsbeamter und der Saalchef anwesend. Der Kassierer sitzt in seinem Kassenhäuschen und wechselt für die Kunden Bargeld in Jetons oder umgekehrt.

Um 3 Uhr morgens wurde die Spielbank geschlossen, die Gäste ließen sich an der Kasse ihre Jetons gegen Bargeld eintauschen. Scheureck sagt, dass ab 1993 einer der Rouletttische, nämlich "Tisch 4", schon um 2.30 Uhr vom Saalchef geschlossen worden sei, unter dem Vorwand, dem Kassierer nicht zu viel Stress zumuten zu wollen. Die beiden Holzkisten, in die der Croupier die Geldscheine, die er am Tisch von Gästen bekam und gegen Jetons eingetauscht hatte, gesteckt hatte, wurden vom Saalchef und der ganzen Mannschaft in einem Schrank im separaten Abrechnungsraum verschlossen.

Nur der Saalchef habe einen Schlüssel für diesen Schrank gehabt. Bis nun der große Andrang an der Kasse vorüber gewesen sei, so Scheureck, und auch "Tisch 4" abgerechnet werden sollte, habe der Saalchef Zeit genug gehabt, den Schrank aufzusperren und in die Holzkisten zu greifen, um sich zu bedienen. Bei der Tischabrechnung, bei der neben dem Saalchef, dem Kassierer und der Finanzaufsicht auch die ganze Tischmannschaft dabei war, konnte überhaupt nicht auffallen, dass Bargeld an dem Tisch fehlte.

In Hittfeld startete der erste Tisch um 14 Uhr mit Jetons in Höhe von 100 000 Mark, der so genannten Tischlage. Alles, was an Bewegung in der Tischlage zwischen dem ersten Gast und der Abrechnung passierte, wurde nie kontrolliert. Scheureck: "Die Nummer an Tisch 4 war tägliche Praxis. So wurden hier im Schnitt 10 000 bis 280 000 Mark an einem Tag geklaut."

Reicht der Tischmannschaft die Tischlage von 100 000 Mark, mit der sie am Nachmittag das Spiel an dem Tisch startet, nicht aus, weil beispielsweise mehrere Gäste hohe Summen gewinnen, dann muss der Tisch- oder Souschef beim Saalchef eine Nachlage, damals in der Regel von 50 000 Mark, bestellen. Dazu wird ein Nachlagezettel ausgefüllt, vom Kassierer, Saalchef, Finanzaufsichtsbeamten und Tischchef beziehungsweise von seinem Stellvertreter unterschrieben. Der Tisch bekommt seine Nachlage. Als Beweis dafür, dass der Tisch eine Nachlage erhalten hat, wird der Nachlagezettel in dem Holzkasten am Tisch "versenkt". So funktioniert die legale Version.

Geschickt abgeändert bot die Nachlage eine andere Masche in Hittfeld, illegal an Geld zu kommen. Das funktionierte nur, wenn Saalchef, Kassierer, Finanzaufsichtsbeamter und Tisch- oder Souschef einer Schicht "zusammenarbeiteten". Zehn Minuten bevor der eigentliche Spielbeginn an diesem Tisch begann, ging der Tischchef in den Saal, um dem Saalchef seine Mannschaft anzumelden. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich außer den beiden noch die Kassierer im Kassenhäuschen und dem Finanzaufsichtsbeamtem im Saal. Scheureck: "Gängige Praxis war es, wenn diese Konstellation passte, einen Nachlagezettel über 50 000 Mark auszufüllen. Die vier unterschrieben ihn. Der Nachlagezettel wurde in einem am Tisch befestigten Holzkasten versenkt." Tatsächlich wurden die 50 000 Mark nie an den Tisch gebracht. Damit waren in der Kasse 50 000 Mark zu viel. Scheureck: "In den zwei Fällen am Tisch 1, die mir bekannt wurden, arbeitete der Souschef mit. Das Geld teilten sich er, der Kassierer, der Saalchef und der Finanzaufsichtsbeamte." Bei der Abrechnung sei der Betrug nicht aufgefallen, weil natürlich nicht nachzuweisen gewesen sei, wie hoch zwischen Saalöffnung und Abrechnung an diesem Tisch gewonnen oder verloren wurde.

Scheureck: "Zwischen 1994 und 1998 bekam ich zweimal am Tisch 1 und einmal am Black-Jack-Tisch mit einer Nachlage von 10 000 Mark von den Kollegen den Tipp, dass gerade ein solcher fingierter Nachlagezettel versenkt wurde, zweimal an einem Rouletttisch in Höhe von jeweils 50 000 Mark, und einmal an einem Black-Jack-Tisch in Höhe von 10 000 Mark. Ich rief sofort Gabbert (damals der zuständige Mann bei der Bezirksregierung. Die Redaktion) an, der sich nur in sein Auto hätte setzen müssen, von Hannover nach Hittfeld fahren und den Holzkasten hätte öffnen lassen müssen, um an den Nachlagezettel zu kommen." Hätte Gabbert dann die Mannschaft befragt, ob sie eine Nachlage bestellt hatte, hätte die Antwort natürlich Nein lauten müssen. Anhand der Unterschriften wären die vier Betrüger dingfest gemacht. Scheureck: "Herr Gabbert hat sich nicht ein einziges Mal die Mühe gemacht, nach Hittfeld zu kommen."

Um beim amerikanischen Roulett abzuzocken, so Scheureck, mussten der Croupier und der Tisch- oder Souschef gemeinsame Sache mit einem Gast machen. Gleich zu Spielbeginn, bevor andere Gäste zu dem Tisch kamen, setzte der Gast insgesamt rund 1800 Mark auf "20 plan cheveaux". Scheureck: "Der Croupier setzte zwar die Maschine in Gang, legte aber die Kugel gleich in das richtige Fach." Höchstgewinn: 34 000 Mark.

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Hittfeld: Die Wut der Croupiers Spielbank: Das Roulettspiel schließt. Über 60 Mitarbeiter sind gekündigt. Sie glauben, dass damit nur der Betrugsskandal vertuscht werden soll.

Von Rachel Wahba

Hittfeld - In vier Wochen, am 31. August, rollt die Kugel in der Hittfelder Spielbank zum letzten Mal. Danach gibt es nur noch Spielautomaten. Die offizielle Begründung der Zentrale der Spielbanken Niedersachsen in Hannover, eine Gesellschaft des Landes Niedersachsen: Das Defizit an den Rouletttischen von über 1,8 Millionen Euro sei nicht mehr tragbar. Der Hittfelder Betriebsratsvorsitzende Gerhard Scheureck (52) dagegen sagt: "Wir sind nur das Bauernopfer. Der wahre Grund für die Schließung ist der, dass man uns in Hannover loswerden will, damit endlich Gras über den Betrugsskandal wächst, der hier zwischen 1993 und 2000 mit Wissen der Geschäftsleitung und mit Wissen der Politik gelaufen ist." Vielmehr gehöre Hittfeld zu den gut florierenden Spielbanken in Niedersachsen.

In einer nichtöffentlichen Plenarsitzung des Niedersächsischen Landtags am 23. Februar 2001, damals wurde Niedersachsen von der SPD unter Siegmar Gabriel regiert, forderten die beiden CDU- Abgeordneten Christian Wulff, heute Ministerpräsident, und Hartmut Möllring, heute Finanzminister in Hannover, die SPD auf, die Ermittlungen in Sachen Spielbank nicht mehr zu erschweren, sondern endlich Licht in das Dunkel der Spielbank-Affäre zu bringen. Das Protokoll der Sitzung liegt der Harburger Rundschau vor.

Scheureck: "Jetzt ist in Hannover die CDU an der Macht, und auch die tut alles, um die Sache unter den Teppich zu kehren. Alle Versprechen, endlich die Sachen aufzuklären und uns nicht im Regen stehen zu lassen, waren nach der Wahl vergessen." Der Betriebsrat hatte Gabriel schriftlich über die Zustände in Hittfeld informiert und ihn um Hilfe gebeten, ohne Erfolg. Der Betriebsrat hat all die Jahre Protokoll geführt, was wann in der Spielbank passierte, mit welchen Tricks bestimmte Mitarbeiter sich selbst bedienten. Dieses Protokoll lag neben anderem Beweismaterial der Staatsanwaltschaft in Lüneburg vor. Die hat inzwischen allerdings das Verfahren eingestellt, aus Mangel an Beweisen.

Scheureck, damals schon Betriebsrat in Hittfeld, meldete seit 1993 die Vorfälle im Tischspiel immer wieder der Geschäftsleitung. Es passierte nichts. "Weil die Geschäftsleitung mich ignorierte, wandte ich mich 1994 zum ersten Mal an Herbert Gabbert von der Bezirksregierung, der damals für die Spielsicherheit der Spielbanken in Niedersachsen zuständig war, und erzählte ihm ganz genau, wie geklaut wurde und wie viel täglich geklaut wurde." Über Jahre hinweg wurde Gabbert von Scheureck und anderen Spielbankangestellten über die Betrügereien an den Spieltischen informiert. Und auch die Landesregierung in Hannover war informiert. Damals war der jetzige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) Ministerpräsident.

Der Betriebsrat hatte Wind davon bekommen, dass einer der Roulett-Kessel manipuliert worden war, auch davon machte der Betriebsrat immer wieder Meldung bei Gabbert und in Hannover - keine Reaktion, bis die Geschäftsleitung endlich den Kessel doch aus dem Saal nahm. Allerdings sei der manipulierte Kessel bald darauf, so Scheureck, wieder im Spiel eingesetzt worden, "auf Wunsch eines Gastes wurde derselbe manipulierte Kessel wieder eingebaut, dieses Mal an Tisch zwei", so Scheureck.

Gerhard Scheureck: "Angeblich reichte das ganze Beweismaterial von inzwischen etwa 9000 Seiten nicht aus. Aus unserer Sicht sah das all die Jahre eher so aus, als wollte niemand die Sache aufdecken." Ein Besuch des Betriebsrates im Innenministerium in Hannover am 23. Juli 1999 ist ebenfalls in diesem Protokoll festgehalten. Scheureck: "Da sagte Ministerialrat Unger, Gabberts direkter Vorgesetzter, zu mir, es sei ,schon einmal ein Minister über eine Spielbankenaffäre gestürzt. Das wird nie wieder vorkommen. Dafür werde ich sorgen, merken Sie sich das.'" 1988 musste der damalige niedersächsische Innenminister Wilfried Hasselmann (CDU) zurücktreten - wegen des Spielbankenskandals in Hannover. Die Spielbank war pleite gegangen, weil einer der Aktionäre, Marian Felsenstein, die Einnahmen benutzte, um seine eigene Spielsucht zu befriedigen.

Erst im Jahr 2000 wurden 14 Mitarbeiter, die zum harten Kern der Betrüger in Hittfeld gehörten, vom Dienst suspendiert. Scheureck: "Die wurden mit rund zwei Millionen Euro großzügig abgefunden, während wir 70 Leute jetzt mit drei Millionen abgespeist werden sollen. So wie das jetzt läuft, geht man nicht mit Menschen um."

In der Spielbank herrscht Untergangsstimmung. Mehr als 63 Kündigungen sind bereits per Kurierdienst an die Mitarbeiter des Tischspiels ausgeteilt worden. Scheureck und seine Kollegen bekamen die Kündigungen per Kurierdienst aus Hannover nach Hause geliefert. "Weil ich nicht da war, wurde der Umschlag, auf dem das Wort ,Kündigung' gut zu lesen stand, bei meinem Nachbarn abgegeben."

Quelle Abendblatt.de


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