Spielcasino: Verdi sieht Aachen in Gefahr

26.09.2008, Lesen Sie hier den Bericht über «Spielcasino: Verdi sieht Aachen in Gefahr».

Aachen. Die Zukunft des örtlichen Casinos zu prophezeien, ist zum echten Glücksspiel geworden. Nachdem es in den vergangenen Wochen alle möglichen Mutmaßungen gegeben hat und mal mehr, mal weniger Optimismus verbreitet wurde, ist seit Donnerstag wieder Beklommenheit angesagt.


Die Gewerkschaft Verdi wies darauf hin, dass sich der Betreiber Westspiel beim NRW- Innenministerium alle Möglichkeiten offen halten kann, den Standort Aachen nach Ablauf der nächsten zwei Jahre dicht zu machen.

Was auf den entschiedenen Widerstand der Gewerkschafter trifft, denn deren Befürchtung ist: Wenn Aachen den Bach runtergeht, dann sind weitere 30 Casinos bundesweit in ihrem Bestand bedroht.

Die Konzessionen für die vier NRW-Spielbankstätten Aachen, Duisburg, Dortmund- Hohensyburg und Bad Oeynhausen stehen zwar allesamt zur Verlängerung an (ab 1. Januar 2009), laut Gesetz hat Westspiel aber nach zwei Jahren die Option, sich anders zu sortieren.

Für Verdi steht fest, dass Aachen die schlechtesten Karten hat, wenn es zu einem Umzug kommen sollte (geredet wird immer über ein neues Casino in Köln).

Bernhard Stracke, bundesweiter Koordinator der Dienstleistungsgewerkschaft im Bereich Spielbanken: «Es wäre fatal, einen solch traumhaften Standort aufzugeben, nur aus Gründen des Profits und der Gewinnmaximierung.»

Gemeinsam mit seinen Kollegen Peter Nolden und Wilfried Schütt aus Aachen, Horst Jaguttis aus Travemünde und Albrecht Harmsen aus Dortmund, die den Bundesarbeitskreis Spielbanken bei Verdi bilden, äußerte Stracke Kritik am Verhalten der Westdeutschen Spielbanken GmbH & Co. KG.

Während es unten betriebsbedingte Kündigungen gebe, werde die Zentrale zu einem «riesigen Wasserkopf» aufgebläht, samt neuer Stabsstelle für das Bauwesen. Rhetorische Frage: Macht man das, um einige Räume zu renovieren oder um ein neues Spielcasino an den Rhein zu stellen?

Dass Westspiel mit ihrer Aachener Dependance seit einiger Zeit nicht mehr sehr pfleglich umgehe, erschließt sich den Gewerkschaftern auch aus anderen Beobachtungen.

So würden zum Beispiel die beiden letzten «französischen Tische» abgeschafft - das sind jene, wo Roulette noch mit vier Croupiers zelebriert wird, was einen repräsentativen Eindruck macht, aber auch zeitaufwendig ist.

Demnächst soll es nur noch «amerikanisch» zugehen, was flottere Ein- und damit Umsätze ermöglicht - nach Verdi-Ansicht aber dem neuen Staatsvertrag widerspricht, der ausdrücklich die Spielsucht bekämpfen wolle (wie es offizielle Casinos überhaupt nur gibt, damit die Spieler nicht in die Illegalität abdriften).

Laut Verdi war es auch ein Fehler, das Automatenspiel vom Neuen Kurhaus an der Monheimsallee in die Innenstadt (Kapuzinerkarree) zu verlagern; eine Rückkehr sei angebracht und auch möglich, werde aber nicht ins Auge gefasst, obwohl es zusätzlich noch ordentlich Miete zu sparen gebe.

Dass es der Branche aus vielen Gründen nicht mehr richtig gutgeht, wird natürlich auch bei Verdi gesehen. Das strikte Rauchverbot vergrätzt große Teile der Kundschaft , auch an den Automaten gibt es jetzt Einlasskontrollen, und schließlich sind die zu leistenden Abgaben enorm im europäischen Vergleich.

Umso mehr setzen die Gewerkschafter im konkreten Fall auf Einsatz des Landes. Jaguttis: «Allein Aachen hat dem Land in 32 Jahren um die 500 Millionen in die Kasse gespült.»

Der Mann aus Travemünde, Sprecher des Verdi-Bundesarbeitskreises Spielbanken, warnte Westspiel nachhaltig davor, «Monopoly zu spielen» und das Aachener Haus aufzugeben.

Es handele sich um den «gesellschaftlichen Mittel- und Anlaufpunkt der Stadt, das Ambiente sei «äußerst attraktiv», Aachen gehöre mit Sicherheit zum oberen Drittel der 85 deutschen Spielbanken.

Verdi-Forderungen an Westspiel: sofortige Rücknahme der Kündigungen und Verzicht auf die Option, einen anderen Standort zu bespielen - «wir stehen ohne Wenn und Aber zu Aachen». an-online.de

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