Casino-Vize muss 10.000 Euro zahlen

02.02.2005, Lesen Sie hier den Bericht über «Casino-Vize muss 10.000 Euro zahlen».

Verfahren vor dem Amtsgericht Minden eingestellt /Keine Vorstrafe für Conrad Schulze VON STEFAN SCHELP

Bad Oeynhausen. Gegen die Zahlung von 10.000 Euro ist gestern das Verfahren gegen den stellvertretenden Direktor des Casinos, Conrad Schulze eingestellt worden. Der Casino-Vize war wegen des Verdachts der uneidlichen Falschaussage angeklagt worden. Eine Verurteilung hätte Schulze in berufliche Schwierigkeiten bringen können, da eine Vorstrafe als unvereinbar mit der Beschäftigung im Casino gilt.



Wohl deshalb waren Schulze und sein Arbeitgeber auf Nummer Sicher gegangen. Als Verteidiger hatten sie Dr. Sven Thomas verpflichtet - jenen Starverteidiger, der schon den früheren Mannesmann- Vorstandsvorsitzenden Klaus Esser und den Wuppertaler Ex-Oberbürgermeister Hans Kremendahl im Korruptionsprozess herausgepaukt hatte. Auch gestern machte Thomas seinem Ruf alle Ehre - mal ätzend, mal drohend, stets aufmerksam zerpflückte er die Aussagen der drei Ex-Betriebsräte, so dass diese sich bald selbst wie die Angeklagten vorkamen. Viele kleine Siege feierte Thomas während der dreistündigen Verhandlung im Scharmützel mit den Zeugen - am Ende gab er sich dennoch mit einem scheinbaren Teilerfolg zufrieden. Sechs Jahre ist die Geschichte alt, für die Schulze sich gestern vor dem Mindener Amtsgericht verantworten musste. Es war bereits der dritte Anlauf : beim ersten Mal erwies sich das Bad Oeynhausener Gericht als nicht zuständig, beim zweiten Anlauf platzte der Termin, weil der Anwalt im Stau steckte.

Vor sechs Jahren nämlich wollte Schulzes Chef Karl Josef Müller zwei neue Croupiers "von außen" einstellen und diese höher eingruppieren als andere Neulinge. Der Betriebsrat legte formell Widerspruch ein. Ob dieser fristgerecht erfolgte, versuchte das Arbeitsgericht in Hamm im Jahr 2000 zu klären.

Schulzes Aussage in diesem Prozess hatte Folgen - denn nun zeigte ihn der Betriebsrat wegen uneidlicher Falschaussage an. Schulze hatte versichert, den Antrag an den Betriebsrat am 28. April in den Briefkasten der Arbeitnehmervertretung gesteckt zu haben. An dieser Aussage hielt er auch gestern fest. Er könne sich so genau daran erinnern, weil an jenem Tag Staatsanwaltschaft und Polizei elf Automaten-Techniker wegen des Verdachts der Manipulation verhaftet hatten. Im Auftrag seines Chefs habe er den Verdächtigen die Vorladung zu einer Stellungnahme im Casino gebracht. Bis 20 Uhr habe diese Rundreise gedauert, zuvor habe er den Brief eingeworfen.

Aber auch die drei ehemaligen Betriebsratsmitglieder, die als Zeugen geladen waren, blieben gestern trotz giftiger Nachfragen bei ihrer Version: Nicht im Briefkasten sei das Schreiben gelandet, sondern Schulze habe es erst während der Betriebsratssitzung am 30. April übergeben.

Der Vorschlag, das Verfahren gegen die Zahlung von 10.000 Euro an die Landeskasse einzustellen, sei keineswegs als Schuldeingeständnis zu bewerten, stellte Thomas am Ende noch einmal klar. Schulze muss nun innerhalb eines Monats zahlen. Das Angebot des Richters Christian von Borries, die Summe in Raten zu zahlen, wies Schulze zurück.

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