Gestohlene Millionen im Casino vermehren

06.02.2005, Lesen Sie hier den Bericht über «Gestohlene Millionen im Casino vermehren».

WAZ Peking. Wie versteckt man eine Milliarde Yuan, etwa 100 Millionen Euro, so, dass man davon später sorglos leben kann? Einer, der sich wohl intensiv mit dieser Frage beschäftigt hat, ist Gao Shan, Direktor einer Filiale der staatlichen "Bank of China" in der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang.

Seit Tagen ist Gao Shan nicht mehr zur Arbeit in der Harbiner Hesong-Straße erschienen, und in seiner Wohnung lebt er auch nicht mehr. Kunden der Filiale aber haben entdeckt, dass ihre Geschäftskonten geplündert wurden. Gelder einer Pensionskasse sind ebenfalls nicht mehr aufzufinden. So liegt der Verdacht nahe, dass Gao einen ganz großen Coup gelandet hat.

Der jüngste Bankenskandal von Harbin ist nur einer der vielen dreisten Betrugs- und Korruptionsfälle, die in China derzeit Schlagzeilen machen. Nicht nur in Harbin verschwanden riesige Summen aus Banken, Sozialfonds und Staatsbetrieben. In Südchina verhaftete die Polizei kürzlich 69 Funktionäre und Finanzmanager, die geplant haben sollen, fast 90 Millionen Euro von der staatlichen Bank für Handel und Industrie in die eigenen Taschen zu lenken. In der Nordostprovinz Jilin sollen 46 Bankangestellte der Jilin Construction-Bank rund 54 Millionen Euro veruntreut haben. Davon verzockten sie 33 Millionen Euro in den Casinos von Macau oder bei illegalen Fußballwetten.

Die KP hat wieder einmal zu einer großen Säuberungskampagne aufgerufen. Um ihren angeschlagenen Ruf zu retten, kündigte die Disziplinkommission des Zentralkomitees - eine Art interne Parteipolizei - im Januar an, die Lebensumstände ihrer Parteimitglieder schärfer zu kontrollieren. Denn es sind bis heute KP-Kader, die an den entscheidenden Positionen der Behörden und Staatsfirmen sitzen.

Um die schwarzen Schafe zu erwischen, haben einige lokale KP-Organisationen im vergangenen Sommer angeordnet, dass jeder höhere KP-Manager Reisen ins Ausland anmelden muss, berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Wer Kinder hat, die in Amerika, England oder Australien studieren, muss auch dies mitteilen. In der südchinesischen Stadt Shantou wolle die KP zur Abschreckung eine "schwarze Liste bestechlicher Funktionäre und Geschäftsleute" veröffentlichen, mit den Namen von Leuten, die bereits wegen Bestechung verurteilt wurden.

Viele versuchen das gestohlene oder unterschlagene Geld noch schnell zu vermehren - am Roulettetisch, beim Kartenspiel oder illegalen Wetten. Wie die Bankangestellten aus Jilin haben auch Minister, Bürgermeister und Buchhalter in den vergangenen Jahren Milliarden Yuan verspielt.

Nun soll auch damit Schluss sein. Rund 15 000 Personen sind in den letzten Tagen bei Razzien in mehreren Städten Chinas festgenommen worden: Online-Glücksspiel-Syndikate flogen auf, darunter eines, das allein in der ersten Januar-Woche rund sechs Millionen Euro eingenommen hatte. Unter den Verhafteten waren 53 Regierungsangestellte und KP-Funktionäre.

Regierungsinspektoren schwärmten in die Casinos von Macau und Las Vegas aus, um nach ihren Landsleuten zu suchen. Auch in den Casinos von Burma und Kambodscha zählen Chinesen zu den großzügigsten Kunden. Attraktiv ist sogar Nordkorea: Im Casino der Enklave Rajin im Dreiländereck Russland, China und Nordkorea sollen fast ein Drittel der rund 50 000 Besucher aus China Regierungsangestellte oder Parteifunktionäre gewesen sein.

Niemand weiß, wie viele Chinesen sich inzwischen mit Geldern aus den Staatsbanken und öffentlichen Kassen abgesetzt haben. Nicht allen gelingt allerdings die Flucht. Im Jahr 2003 haben die Behörden 596 korrupte Funktionäre aus dem Ausland zurückgeholt, verriet Generalstaatsanwalt Jia Chunwang kürzlich.

Über Glücksspiele in Macau - Gambling in Macao:

Macau (englisch Macao) liegt rund 50 Kilometer westlich von Hongkong und ist das Glücksspiel-Paradies in Asien.

Macau hat rund 40 Spielcasinos. Die grössten Casinos sind The Venetian Macao, MGM Macao, Wynn Macao, Galaxy StarWorld, City of Dreams, Sands Macao, Casino Lisboa.

Neben den riesigen und farbenfrohen Casinobuildings ist eines der Wahrzeichen der Macau Tower (Fernsehturm mit 338 Meter) mit atemberaubenden Ausblicken auf die Stadt.

Macau erstreckt sich über eine Fläche von 115.3 km2 und hat rund 620'000 Einwohner.

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