Stadt will Travemünder Casino-Hotel 1,5 Millionen erlassen

24.02.2005, Lesen Sie hier den Bericht über «Stadt will Travemünder Casino-Hotel 1,5 Millionen erlassen».

Wieder Wirbel um das Casino-Hotel in Travemünde: Diesmal sorgen die Eigentümer für Probleme. Sie fordern von der Stadt 1,5 Millionen Euro Nachlass bei der Pacht - sonst droht die Pleite.

Gerade einmal einen Monat ist es her. Von Hoffnung war damals die Rede und von der Rettung von 84 Arbeitsplätzen. Anlass zu Optimismus gab das Engagement des Hamburger Großreeders und Multimillionärs Heinrich Schoeller. Dessen Hotel-Kette Columbia Deutschland GmbH übernahm nach monatelangem Bangen als neuer Betreiber das in finanzielle Turbulenzen geratene Fünf-Sterne-Hotel Vier Jahreszeiten im Casino Travemünde.

Jetzt bereitet die Luxus-Herberge in bester Lage, die inzwischen Columbia Hotel Casino Travemünde heißt, den Politikern in der Hansestadt erneut Kopfschmerzen. Diesmal gibt allerdings nicht der neue Betreiber Anlass zur Sorge. Im Gegenteil: Columbia hat mittlerweile 15 neue Arbeitsplätze geschaffen und weitere Investitionen von über einer Million Euro angekündigt.

Probleme bereiten vielmehr die Eigentümer der Immobilie - zehn, zumeist in Hamburg ansässige Kaufleute und Unternehmen, die der Grundstücksgesellschaft Casino Travemünde angehören. Zu ihnen gehört auch Gunter Preussker, bis zur Insolvenz im vergangenen Oktober Vorstand der Betreibergesellschaft Hotel Vier Jahreszeiten Casino AG und alleiniger Gesellschafter. Das Problem: Preussker hatte seit der Eröffnung des 19-Millionen-Euro-Hotels im März 2003 nicht einen Cent Pacht an die Eigentümer gezahlt. Der Pachtrückstand belief sich zuletzt auf insgesamt rund 1,8 Millionen Euro. Geld, das den Eigentümern jetzt offenbar händeringend fehlt.

Denn um den Vertrag mit dem neuen Betreiber erfolgreich umsetzen zu können, erneute Investitionen in Höhe von zwei Millionen Euro abzusichern und die bestehenden Arbeitsplätze nicht zu gefährden, stellen die Eigentümer jetzt Bedingungen. Sie fordern die Hansestadt auf, bis 2015 auf insgesamt rund 1,5 Millionen Euro Erbbauzinen zu verzichten. Das geht aus einem Schreiben der Grundstücksgesellschaft an Lübecks Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel (CDU) vom 21.Januar diesen Jahres hervor, das den LN vorliegt. Morgen muss die Bürgerschaft entscheiden, ob die Stadt bereit ist, den Bedingungen zu folgen.

Halbedel unterstützt die Forderungen der Eigentümer. "Wenn die Besitzer der Immobile pleite gehen, guckt auch Schoeller als neuer Betreiber in die Röhre", erklärt der CDU-Politiker. "Ich halte es für schlecht für den Ruf Travemündes, wenn das Haus in die Insolvenz geht." Der Senator ist sich sicher: Die Eigentümer hätten keinen neuen Betreiber gefunden, wenn sie weiterhin auf eine hohe Pacht bestanden hätten. Deshalb führe nichts an einem finanziellen Entgegenkommen der Hansestadt vorbei. Halbedel: "Es geht darum, den guten Ruf Travemündes, den guten Ruf des Hotels sowie mittlerweile fast 100 Arbeitsplätze zu retten."

Bislang hätten sich die Eigentümer vertraglich dazu verpflichtet, eine sehr hohe Erbpacht zu zahlen. Erst nach einem Entgegenkommen seitens der Stadt wäre das "ortsübliche Niveau" erreicht. "Ich sehe keine Alternative", so Halbedel. Zudem wollen die Eigentümer zusätzliche 55 Parkplätze in der Nähe des Hotels anmieten. Nach Ansicht Halbedels fließt dadurch wenigstens ein Teil des erlassenen Geldes zurück. Wie viel, vermag der Christdemokrat allerdings nicht zu sagen.

Carsten Sommerhage, Geschäftsführer der neuen Betreibergesellschaft Columbia, sieht die aktuellen Turbulenzen gelassen: "Ich mache mir keine Gedanken. Wir haben feste Miet-Garantien abgegeben." Es gehe den Eigentümern jetzt offenbar lediglich darum, ein Sanierungskonzept auf die Beine zu stellen, um neuen finanziellen Handlungsspielraum zu gewinnen. Lübecker Nachrichten

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