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Mit Tunnelblick in die Verschuldung





17.04.2005, Lesen Sie hier den Bericht über «Mit Tunnelblick in die Verschuldung».


Zwischenzeitliche Gewinne verstärken die Abhängigkeit – Etwa 80 Prozent der Behandelten sind Automatenspieler - „Darmstadt ist hoch belastet“

ELEKTRONISCHE DROGE: Vor allem junge Männer – hier eine nachgestellte Szene in einer Darmstädter Spielhalle – verfallen häufig dem legalen Glücksspiel an gewerblichen „Unterhaltungsautomaten mit Geldgewinnmöglichkeit“.


(Foto: Roman Grösser)

Bertram (Name geändert) hat es geschafft: Er ist abstinent. Vor etwa 17 Jahren hat der groß gewachsene, etwas füllige Mann aus der Nähe von Frankfurt am Main sein Leben vom Glücksspiel und vom Alkohol befreit. Bertram ist 58, Frührentner – und führt heute ein „klares, übersichtliches Leben“. Er sei jetzt mit sich selbst im Reinen, sagt er immer wieder. Auch seinem sarkastischen Witz hat die Abstinenz nicht geschadet: „Das Zocken hat mich eben jung gehalten“, sagt der 58- Jährige, als ich sein Alter auf Mitte vierzig schätze, und lacht lauthals.

So leicht fiel es Bertram nicht immer, über seine krankhafte Glücksspielsucht zu reden: „Mein Leben war ein einziges, chaotisches Lügengebilde“, blickt er zurück. Seine Frau betrog er über mehrere Jahre mit einer anderen, Freunde und Verwandte log er an, unterschlug ihr Geld. Er ließ Dinge aus dem Büro mitgehen, verkaufte sie – und verspielte das Geld. Insgesamt rund 250 000 Euro, wie er schätzt.

Mit „Groschen-an-die-Wand“ fing alles einmal an. „Es fing an mit ‚Groschen-an-die-Wand-werfen’ in der Kindheit, später kamen Kartenspiele wie Rommé und Skat um Geld dazu, Systemlotto mit einigen hundert Mark Einsatz, dann die Geldspielautomaten in Kneipen und die Slot Machines in den Casinos“, beschreibt Bertram seine Karriere als Zocker. Mehr und mehr Zeit verbrachte er mit dem Glücksspielen, begleitet von Alkoholkonsum. „Ich bekam den Tunnelblick, wurde betriebsblind.“

In der irrtümlichen Hoffnung, verlorenes Geld durch Glücksspielen wieder zurückzugewinnen drehte sich alles nur noch um die Sucht. „Man selbst merkt das aber nicht, weil man sich andauernd selbst belügt und betrügt“, weiß Bertram heute. Wenn er mit dem Spielen begann, gab es kein Ende. Besonders schlimm wurde es, nachdem Gewinne bejubelt werden konnten: „Mein höchster Gewinn an einem Automaten waren einmal 1000 Mark. Noch am selben Tag habe ich 6000 Mark verspielt.“

Auf 90 000 bis 150 000 wird die Zahl beratungs- und behandlungsbedürftiger Glücksspieler in Deutschland geschätzt. Eine bundesweite Studie gibt es bislang nicht. Seit 2001 wird „pathologisches Glücksspielen“ von den Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern als eigenständiges Krankheitsbild innerhalb der psychischen Störungen anerkannt. Die Kosten für stationäre Therapien werden in aller Regel von ihnen übernommen.

Ein „pathologischer Glücksspieler“ ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jemand, bei dem „ein andauerndes, wiederkehrendes und oft noch gesteigertes Glücksspielverhalten trotz negativer persönlicher und sozialer Konsequenzen wie Verschuldung, Zerrüttung der familiären Beziehungen und Beeinträchtigung der beruflichen Entwicklung“ diagnostiziert wird.

Die verführerischste Ausstrahlung in Deutschland haben – wie auch im Falle Bertrams – 20-Cents- Geldspielautomaten. Sie gelten rechtlich nicht als Glücksspiele, sondern sind vom Gesetzgeber als „Unterhaltungsautomaten mit Gewinnmöglichkeit“ (ab 18 Jahre) deklariert. Somit dürfen sie auch außerhalb der 78 staatlich konzessionierten Spielcasinos in Deutschland gewerblich betrieben werden. Rund 90 000 Geldspielautomaten stehen bundesweit in Spielhallen, etwa 116 000 Automaten hängen in gastronomischen Betrieben.

Der Jahresspieleinsatz betrug laut Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) im vergangenen Jahr rund 5,8 Milliarden Euro. Die Spieleinsätze auf dem gesamten deutschen Glücksspielmarkt (Lotterien, Sportwetten, Gewinnspiele, Casinos, Internet-Roulette der Spielbank Wiesbaden, Geldspielautomaten, „Fun Games“) werden auf etwa 27 Milliarden Euro beziffert. Laut dem nordrhein- westfälischen Gesundheitsministerium, das 2004 die landesweite Kampagne „Suchtprävention: Glücksspiel“ startete, übersteigen die öffentlichen Einnahmen aus Glücksspielabgaben seit 1998 sogar die Einnahmen aus der Alkoholsteuer.

Steuereinnahmen aus dem staatlich genehmigten Glücksspiel sprudeln vornehmlich in die Länderkassen, allein beim Hessischen Ministerium der Finanzen kalkuliert man im Haushaltsjahr 2005 mit rund 347 Millionen Euro. Den dicksten Brocken bilden Lotteriesteuern (etwa 142 Millionen Euro), Überschüsse aus Sportwetten, Zahlen- und Zusatzlotterien (rund 125 Millionen Euro) sowie Abgaben der Spielbanken in Kassel, Wiesbaden, Bad Homburg und Frankfurt/Main-Flughafen (etwa 78 Millionen Euro). Ein Großteil der Überschüsse werde aber an gemeinnützige Organisationen wie den Landessportbund Hessen, die Liga der freien Wohlfahrtspflege oder den Hessischen Jugendring weitergegeben, betont Thorsten Groth, beim Ministerium zuständig für Grundsatzangelegenheiten.

Wie in Schleswig-Holstein, Hamburg und Nordrhein-Westfalen wird auch in Hessen ein Teil der Einnahmen aus dem Glücksspiel gezielt für die Beratung und Behandlung Glücksspielsüchtiger und ihrer Angehörigen ausgegeben. Im Haushalt 2005 sind für „Maßnahmen der Suchthilfe“ aber gerade einmal rund 1,3 Millionen Euro bewilligt. In Darmstadt gibt es aktuell 24 konzessionierte Spielhallen mit 243 Geldspielgeräten, 150 Automaten stehen außerdem in Gaststätten. Rund 550 000 Euro nahm die Stadt Darmstadt 2004 an Vergnügungssteuer durch Glücksspielgeräte ein.

Das belegt eine Studie des Arbeitskreises gegen Spielsucht in Unna, die vom Bundesgesundheitsministerium alle zwei Jahre in Auftrag gegeben wird und für die rund 98 Prozent der bundesdeutschen Kommunen mit über 10 000 Einwohnern befragt wurden. Pauschal 150 Euro pro „Unterhaltungsautomaten mit Geldgewinnmöglichkeit“ zahlt ein Spielhallenbetreiber demnach monatlich an die Stadt Darmstadt, im gastronomischen Bereich beträgt die Abgabe 75 Euro.

„Ausgesprochen moderat“, stuft Jürgen Trümper, Geschäftsführer des Arbeitskreises gegen Spielsucht, die Darmstädter Vergnügungssteuer für Geldspielautomaten ein. In Hamburg und Berlin beispielsweise liege die monatliche Gebühr pro Gerät in Spielhallen bei 306 Euro. Die Darmstädter Automatenspieler dagegen sind weniger zurückhaltend: Rund 5,1 Millionen Euro verspielten sie 2004 an den Maschinen.

Hessenweit waren die „Spielerverluste“ (der Umsatz der Geldspielgeräte minus der ausgeschütteten Gewinnen) nur in Kassel (11,7 Millionen Euro) und Frankfurt am Main (14,8) höher. „Darmstadt ist eine hoch belastete Stadt – das zeigt auch die Automatenabdeckung“, sagt Trümper. Auf rund 354 Einwohner kommt hier ein Geldspielautomat. Der Bundesdurchschnitt liege bei 370 Einwohner pro Gerät, in Hessen sind es durchschnittlich 403.

Für Trümper sind Geldspielautomaten „elektronische Drogen“. Er verweist darauf, dass etwa 80 Prozent der in Beratungsstellen und Fachkliniken behandelten pathologischen Glücksspieler Automatenspieler sind. 90 Prozent der Süchtigen sind männlichen Geschlechts. Das Durchschnittsalter beträgt 30 Jahre. „Die Glücksspielautomaten sind eben das niedrigschwelligste Angebot“, erklärt Andreas Glock, Sozialarbeiter in der Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werks in Darmstadt. Beratungsgespräche mit Glücksspielabhängigen seien in Darmstadt dennoch selten: „Bei uns sind es vielleicht fünf pro Jahr.“ Andere Darmstädter Beratungsstellen wie die Fachambulanz für Suchtkranke der Caritas berichten von etwa zehn Glücksspiel-Klienten jährlich.

Warum pathologische Glücksspieler so selten das Beratungsgespräch suchen, kann sich auch Glock nur schwer erklären: „Möglicherweise sehen viele überhaupt keinen Ausweg mehr.“ Immer wieder habe er in Gesprächen mit pathologischen Glücksspielern eine „wahnsinnige Autodestruktivität“ und „erhebliche Suizidgefahr“ feststellen müssen. Depressionen hatte auch Bertram. Er ließ sich von einem Psychotherapeuten behandeln – ohne Erfolg. „Das Glücksspiel und die Depressionen hingen ja miteinander zusammen, und so richtig aufhören mit dem Zocken wollte und konnte ich noch nicht.“

Bertrams selbst initiierte Rettung beginnt im Januar 1985. Er geht zu einem Treffen der „Anonymen Spieler“ („Gamblers Anonymous“, kurz: GA) in der Psychosozialen Ambulanz der Frankfurter Uniklinik. Die weltweit vertretene Selbsthilfeorganisation (in Deutschland rund 100 Gruppen, auch in Darmstadt, Eschborn und Wiesbaden) bietet ihm „Zwölf Schritte“, das GA-Genesungsprogramm, an. Dazu gehört, eigene Fehler zuzugeben, bei Personen, die geschädigt wurden, Wiedergutmachung zu leisten (auch finanziell) und anderen Spielsüchtigen zu helfen. „Dort habe ich gelernt, die Sucht loszulassen“, sagt er rückblickend.

Noch heute besucht Bertram Treffen der „Anonymen Spieler“ im Rhein-Main-Gebiet. „Man ist nie fertig mit der Sucht“, warnt er. Die „Besuche bei Verwandten“ – wie er die Stippvisiten nennt – empfinde er jedesmal als innere Reinigung. Sie helfen ihm dabei, die Sehnsucht nach „diesen extremen Gefühlen zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt“ nicht wieder die Oberhand gewinnen zu lassen.

Anfang 1988 schließlich macht Bertram endlich „klar Schiff“ – nach mehr als zwanzig Jahren Abhängigkeit: Er absolviert eine zwölfwöchige stationäre Therapie in einer Fachklinik für psychosomatische Rehabilitation in Bad Grönenbach. „Ich lernte dort, meine Unvollkommenheit zu schätzen“, beschreibt Bertram die Wochen in der Klinik voller Ruhe, Gesprächen, Meditation – und vor allem ohne Glücksspiel und Alkohol. „Es war ein bisschen wie in einem Kloster oder Kibbuz“, erinnert er sich.

Nach dieser Behandlung ist Bertram stark genug, seiner Frau und Familie, seinen Freunden und Arbeitskollegen sein Fehlverhalten zu beichten. Er beginnt, Schulden zurückzuzahlen. Heute ist er nach eigenen Angaben „absolut schuldenfrei“. Und ein am Automaten verloren gegangenes Gut hat er sogar zurückgewonnen: sein Selbstwertgefühl.



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